Auf ein Wort

Viele Sites, Blogs und Kanäle sind inzwischen zur irgendeiner Form „gendergerechter“ Sprache übergegangen. Ähnlich klassische Medien, Parteien und einige Firmen. Hier ein Genderstern, da ein Doppelpunkt oder Binnen-I und wenn sich einer beim Reden zu verschlucken scheint, dann ist das jetzt oft Absicht. Für diese Site sitze ich im Chef:innensessel und muss mir Gedanken machen, ob ich einfach in meiner Muttersprache drauflos schreiben will oder doch solche Konstruktionen verwende, wie sie sich eigentlich nur Männer ausgedacht haben können.

Obwohl mir eine egalitäre Gesellschaft ehrlich am Herzen liegt und ich das Patriarchat für eine der schlechtesten Ideen aller Zeiten halte, sehe ich nicht ein, unsere gemeinsame, gewiss nicht unschuldige Sprache zu entstellen. Im Übrigen sind ‚gender‘, ‚woke‘, ‚people of color‘ Begrifflichkeiten einer weißen akademischen US-Mittelschicht, die sich damit selbst befriedigt. Und deren Übernahme ins Deutsche zumindest mal phantasielos.

Unter uns: „gendergerechte Sprache“ empfinden fast alle Leute, die ich kenne, als grauenhaft, Frauen mindestens genauso wie Männer. Sprache hat neben kommunikativen stets auch ästhetische Komponenten, die zu ignorieren zu einem Mißempfinden bei den Rezipienten führt. Das gilt nicht nur für Behördendeutsch, für überzogenes Denglisch (gegen Verwendung von Lehnwörtern ist ja generell nichts einzuwenden) sondern eben auch für gegenderte Konstrukte.

Also müsstet ihr woken euch schon etwas besseres ausdenken. Wie wäre es mal mit einfach statt geschraubt? Geht mal spielerisch an die Sache ran. Menschen, insbesondere jüngere, spielen mit der Sprache, machen sie aber lieber simpler statt komplizierter. Hier mal ein paar gut gemeinte Vorschläge.

1 Schafft das weibliche Suffix ab

Grundaxiom der Gendersprache ist ja, dass nur das stetige Anhängen der spezifischen weiblichen Form an das generische Maskulinum alle einbezieht. Grammatikalisch ist das eigentlich überflüssig oder unsinnig, wie letzthin von der Gegenseite häufig argumentiert wurde. Im Deutschen ist die generische Form für Alle leider mit dem Maskulinum identisch. Und den Verfechtern des überkommenen Sprachgebrauchs ist ja tatsächlich nicht immer abzunehmen, dass sie beim Gebrauch der männlichen Form ja Alle meinen.

Das wird aber erst dadurch zu einem Problem, dass es abweichend eben das Femininum gibt, eine Konstruktion, die nur dann verwendet wird, wenn es – kommt in der patriarchalen Kulturgeschichte ja nicht so oft vor – explizit um eine oder mehrere Frauen geht. Das -in, das Suffix des Femininums.

Lehrer heißt im Englischen teacher, genauso wie Lehrerin. Die Malerin heißt im wunderbaren Niederländischen genauso wie der Maler einfach schilder. Andere kommen offensichtlich ganz gut ohne weibliches Suffix aus, also weg damit!

2 Macht das Maskulinum weich

Wenn es jetzt zu ungewohnt ist, unter Maler und Lehrer tatsächlich alle zu verstehen, die zu diesen Gruppen gehören – ganz gleich welchen Geschlechs – dann muss noch etwas passieren.

Hier hilft vielleicht der Blick auf das Schreiben lernen nach Gehör in der Grundschule. Da schreiben alle Kids erst mal Mala und Lehra statt Maler und Lehrer. Warum das mühsam wieder abgewöhnen? Die Weisheit der Jugend ist die Lösung. –a statt –er als Endung verringert zudem die Vorherrschaft der Konsonanten im Deutschem, es klingt einfach nicht mehr so hart und hat erinnert an das romanische weibliche –a oilá!

3 Ein Artikel reicht

Apropos Frankreich. Wenn jemand frankophon geprägtes sagt: „Der Katze und die Hund aben sich lieb“, dann ist das ja charmant, aber eben falsch. Machen wir also Nägel mit Köpfen: stattverschiedener Artikel der, die, das einfach de für alles, das klingt auch weicher. Genauso könnte en die unbestimmten Artikel ein und „eine“ (oder gegendert: „ein*e“) ersetzen.

Da hätten wir nun eine gendergerechte Sprache für de Lehra und de Schüla.

Und weil so eine schöner neuer Sprech nicht verordnet werden kann, weil Sprache eben im und vom Gebrauch lebt: wechselt doch einfach ins Englische, das setzt sich eh irgendwann durch und da fällt gar nicht weiter auf, ob und wie woke ihr seid.

Beitragsbild: Adobe stock, #144445809

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